Wild lebende Arten kämpfen täglich ums Überleben. Aus diesem Grund achte ich darauf, dass meine Bilder authentisch und ethisch korrekt aufgenommen werden.
Die Wildtierfotografie ist meiner Meiung eine der anspruchsvollsten und sensibelsten Arten der Fotografie. Wildtiere sind unberechenbar und haben (meistens) eine gesunde Angst vor dem Menschen. Um überhaupt die Möglichkeit zu bekommen Wildtiere zu fotografieren, bedarf es umfangreicher Recherchen, Vorbereitungen und Intuition. Trotzdem ist es schwierig zu beurteilen, ob die Handlungen, die wir beim Fotografieren von Wildtieren vornehmen, wirklich als ethisch vertretbar angesehen werden können.
Um diesen Anspruch der ethischen Wildtierfotografie bestmöglich gerecht zu werden, versuche ich folgende Punkte zu verinnerlichen:
- Die Natur kommt zuerst
Keine Veränderung der Vegetation, um eine bessere Perspektive zu erhalten. Dies kann die Futter- und Nistplätze der Arten stark beeinträchtigen. Wird der Lebensraum der Tiere ge- oder zerstört, so kann es dazu führen, dass sie abwandern oder ihre Zahl infolge des Lebensraumverlusts zurückgeht. - Das oberste Gebot muss sein, beim Fotografieren nichts außer seinen Fußspuren zu hinterlassen. Das bedeutet auch, die Umgebung sollte unversehrt bleiben und genau so aussehen, als wäre man niemals da gewesen. Selbst kleine Veränderungen, wie das z. B. Entfernen von Ästen um ein Vogelnest, können den Lebensraum eines Vogels erheblich stören.
- Verlasse beim ersten Anzeichen von Stress den Ort
Ein gefährdetes Tier fühlt sich bedroht und hat Angst. Dies kann schwerwiegende gesundheitliche Folgen für die Tierart haben und sogar zu ihrem Tod führen. Beutetiere (z. B. Rehe und Kaninchen) sind besonders anfällig für Störungen. Auch hier zeigt sich wieder, dass es äußerst wichtig ist, zu lernen, das Verhalten eines Tieres in Bedrängnis zu erkennen. Auf diese Weise weißt du, wann du den Ort verlassen solltest um weitere Störungen zu vermeiden. Vor dem Fotografieren ist es hilfreich, sich zu informieren, ob es angemessen ist, sich dem Tier zu nähern oder nicht. - Mach deine Hausaufgaben
Ethische Wildtierfotografie geht über die Erhaltung des natürlichen Lebensraums der Tiere hinaus. Es geht auch darum, das Wohlergehen des Motivs vor deiner Linse zu gewährleisten. Für die Wildtierfotografie ist es unerlässlich sich über die zu fotografierende Tierart ausführlich zu informieren. Dies hilft uns, beim Motiv Erregung, Angst oder Aggression zu erkennen und uns rechtzeitig zurück zu ziehen. - Tarnung
Die meisten Tiere haben ein scharfes Sehvermögen und einen hoch entwickelten Hör- und Geruchssinn. Daher können sie die Anwesenheit eines Menschen anhand unserer Form, unserer Bewegungen, unseres Geruchs und unserer Farbe leicht erkennen. Diese geschärften Sinne sind ein wichtiges Mittel für Wildtiere, um festzustellen, ob etwas eine Bedrohung darstellt. Daher ist das Tragen von Tarnkleidung ein hilfreiches Mittel, um visuelle Ablenkungen und Stressfaktoren für die Tiere zu reduzieren. - Vermeide alle Formen des Köderns und Anlockens
Ein wildes Tier zu ködern, anzulocken oder anderweitig zu provozieren ist ein absolutes No-Go, wenn du Wildtiere ethisch korrekt fotografieren willst. Dies kann das natürliche Verhalten eines Tieres erheblich stören. Das Beste, was du für ein wild lebendes Tier tun kannst, ist, seine Wildnis zu respektieren. Durch das Füttern gewöhnt sich ein Tier nicht nur an den Menschen. Falsches oder ungeeignetes Futter kann auch sein Verdauungssystem schwer schädigen und Parasiten oder Krankheiten einschleppen. Letztendlich kann dies zu unnötigem Leiden und Tod führen.
Nicht umsonst heißt es auf der Website des Yellowstone-Nationalparks: „Ein gefüttertes Tier ist ein totes Tier“. Dies kann dann dazu führen, dass Wildtiere den Menschen dann besonders schnell mit Nahrung assoziieren. Dies kann zu aggressivem Verhalten führen (in diesem Fall wird das Tier von den Wildtierbehörden als gefährlich eingestuft und getötet), aber auch zu Unfällen am Straßenrand, bei denen Wildtiere auf der Suche nach Nahrung in der Nähe von Menschen sind. - Sei mitfühlend
Mitgefühl, Wertschätzung und Respekt für Tiere sollten bei der Wildtierfotografie im Vordergrund stehen. Schließlich erzählen unsere Fotos eine Geschichte von fühlenden Wesen. Wildtiere haben ein breites Spektrum an emotionalen Fähigkeiten, Familien, Kommunikationssystemen, Überlebensmechanismen und Sinnesorganen. In freier Wildbahn haben es die Tiere auch ohne unsere Einmischung schwer genug. Tagtäglich müssen sie sich vor Raubtieren schützen finden, einen Unterschlupf bauen, ihre Jungen aufziehen und Paarungspartner finden. Daher sind Einfühlungsvermögen, Verständnis und Ehrfurcht vor dem Subjekt, das du fotografierst, die wichtigsten Komponenten, die du zu einer Wildtieraufnahme mitbringen solltest. - Sei behutsam
Der Annäherung an ein wild lebendes Tier sollte immer eine ausführliche Beobachtung vorausgehen. Lohnt es sich wirklich, eine Nahaufnahme zu machen, wenn man weiß, dass man das Tier beunruhigt hat? Auch wenn du dich gut informiert hast, gilt immer: Langsames und gezieltes Herantasten ist ein wirksames Mittel, um ein Tier an deine Anwesenheit zu gewöhnen. - Respektiere die Wildtiere
Der Lebensraum, in dem du fotografierst, ist das Zuhause eines Tieres. Es war schon da, bevor du ankamst, und er wird es auch bleiben, wenn du weg bist. Der Schlüssel zu einem ethischen Naturfotografen ist es, sich so zu verhalten, als ob man das Haus eines anderen Menschen besuchen würde. - Bitte nicht stören
Beim Fotografieren von Wildtieren ist es äußerst wichtig, dass du die Tiere so wenig wie möglich störst. Als Störung gilt sowohl die direkte als auch die indirekte Interaktion mit dem Tier. Das bedeutet: kein Jagen, Rufen, Ablenken, Werfen von Gegenständen oder Einmischen. - Halte dich an die Regeln
Essenziell ist es sich über die Fotoregeln vor Ort zu informieren. Naturschutzgebiete und Nationalparks haben in der Regel spezielle Richtlinien und Vorschriften für Fotografen (dazu gehört z. B. wie viel Abstand zu einem Tier einzuhalten ist). Außerdem können die Gesetze je nach Art und Zweck der Fotografie variieren. Drohnen sind zum Beispiel in Naturschutzgebieten, Wildnisgebieten und Nationalparks in der Regel verboten. Staatliche Behörden, wie z. B. die Parkranger, sind eine gute Informationsquelle zu diesem Thema. - Gefährdete Arten
Fotografiert man gefährdete Arten, so muss man besondere Vorsicht walten lassen. Um das Tier bestmöglich vor Gefahren aller Art zu schützen, ist Diskretion geboten. Das bedeutet, dass du am Besten keine Informationen darüber weitergibst, wo das Foto aufgenommen wurde. Generell gilt es abzuwägen, ob die Veröffentlich oder Weitergabe der Fotos zu einer weiteren Gefährdung des Tieres führen kann. - Ehrlichkeit währt am längsten
Ehrliche Angaben darüber, wo und wie ein Foto aufgenommen wurde, sind ein wichtiger Bestandteil des ethischen Fotografierens von Wildtieren. Schließlich erzählen die Fotos die Geschichte eines lebenden, fühlenden Wesens. Diese Geschichte sollte sowohl der natürlichen Geschichte des Motivs als auch der Entstehung des Augenblicks entsprechen. Daher ist es wichtig, dem Betrachter die Hintergrundgeschichte des Fotos offenzulegen.
Transparente Bildunterschriften sind ein wirksames Mittel, um die Ehrlichkeit unserer Arbeit zu überprüfen. Wenn du dich beim Teilen von Details über die Entstehung eines Tierfotos unwohl fühlst, ist das ein guter Indikator dafür, dass deine Entscheidungen wahrscheinlich nicht mit deinen ethischen Überzeugungen übereinstimmen. - Vermeide Menschenmassen
Wird ein Wildtier durch mehrere Menschen bedrängt oder eingeengt so wird es gestresst. Überlege deshalb bei Aufnahmen in einer Menschenmenge wohin du dich bewegen kannst um den Stress deines Motivs zu verringern oder ob es eventuell am besten ist auf ein Bild zu verzichten. Überlege ob es nicht besser sein kann das Gebiet zu einer anderen Tageszeit oder an einem anderen Tag erneut aufzusuchen. - Verwende keinen Blitz
Die meisten nachtaktiven Wildtiere sind lichtempfindlich. Das bedeutet, dass eine starke Lichtquelle, wie z. B. ein Blitz, sie vorübergehend blenden kann. Rehe zum Beispiel können bei zuviel Licht überhaupt nichts sehen. Überhaupt hat ein Blitz in der Wildtierfotografie nichts zu suchen.